Samstag, 10. Februar 2007

From Anger And Rage (FGA Woche 5)

Verdammt, mir zucken die Finger, ich muss einfach schreiben. Niederschreiben, welch fragwürdigen Dinge diese Woche wieder passierten!

Einrücken war am Sonntag, wie immer, dann gabs Fachdienst am Montag bis zum Mittwoch, d.h. wir Fahrer stellten irgendwelche Antennen auf, von denen wir jetzt noch keinen blassen Schimmer haben, und lernten noch andere "übungsrelevante" Sachen kennen. Man freute sich immer mehr auf die 2-tägige Übung, die am Donnerstag auf den Freitag stattfinden sollte. Am Mittwochabend stellten wir noch die benötigten Tech-Materialien auf und testeten sie, wobei schon dort die ersten technischen Probleme auftraten. Das Ganze zog sich also in die Länge, und wäre ich nicht Fahrer, hätte ich wohl die halbe Nacht durcharbeiten müssen.

Am Donnerstag dann der Startschuss, wir verschoben auf einen abgelegenen Standort in der Höh, und richteten ihn dort schön nach militärischem Muster ein. D.h., es musste ein Gefechtsstand (Informationszentrale), ein Beobachtungsposten, eine Amtsleitung (Telefonverbindung zum Kommandoposten in der Kaserne), eine Küche, eine Unterkunft, und natürlich die zu betreibenden Antennen eingerichtet/aufgestellt werden. Mit einem Team von 11 Leuten (eigentlich 10, da der Standort Chef eh immer nur am kommandieren und Zigi rauchen war), ist dies auch in einem halben Tag nicht zu bewerkstelligen, u.a. auch weil immer wieder ein doofer Inspizient vorbeikam und alles bemängelte. Wegen diesen Umständen gabs auch kein Mittagessen, was mir jedoch relativ egal war. In der Nacht mussten wir den ganzen Kram dann bewachen, wobei ich natürlich wieder die beste Schicht rausschnorren konnte und sogar zu 8 Stunden Schlaf kam! Zum Wetter, es war saukalt, nass und windig. Dafür wurden wir am Freitag Morgen mit einer hammermässigen Panoramaaussicht auf die Alpen belohnt, was auch nicht zu unterschätzen ist.

Am Freitag Nachmittag nach Standortabbau dann noch ein nerviges Ereignis, und zwar musste ich mit dem Puch Geländewagen noch einen Anhänger einer anderen Gruppe abholen. An deren Standort wartete ein ungeduldiger Obergefreiter (kleiner Wichtigtuer, der eigentlich zur Mannschaft gehört, sich aber als Kader fühlt) mit Jahrgang 87 auf mich und wollte so schnell wie möglich zurück in die Kaserne verschieben. Dummerweise funktionierte das linke Blinklicht am Anhänger nicht und so weigerte ich mich erstmal, die Heimreise anzutreten. Zu gefährlich. Reperaturversuche blieben erfolglos, irgendwie musste die unauffindbare Sicherung durchgebrannt gewesen sein. Er musste natürlich den Papa Leutnant verständigen, der zur sofortigen Abreise riet. Ich blieb stur, und Mr. Obergefreiter versuchte, mir mit Befehlsverweigerung und Gefängnis zu drohen. Mann, dieser kleine welsche Wicht mit seinem gebrochenem Deutsch und seiner riesen Kampfbrille, der mir was weismachen will... Mir brannten auch fast die Sicherungen durch.

Nach einem Blick auf die Karte stellte ich schlussendlich fest, dass ich fast nur Kreisel zu befahren hatte und entschloss dann doch, loszufahren. Altersgenossen, die ein paar Wochen länger in der RS waren, und meinen, sie müssen mir ihre Autorität und Macht demonstrieren, sind Witzfiguren Hoch 2. Unser Standortchef war etwa vom gleichen Schlag, nur etwas älter und furchteinflössender, huhuhuuu. Das läuft dann etwa so, dass sie dich ständig dutzen, während du sie auf jeden Fall sietzen musst. Aber nicht mit mir, NIEMALS! Gut, es sind nicht alle so, vor allem nicht die, die zum Weitermachen gezwungen wurden.

Aber im Grossen und Ganzen war die Übung gar nicht so schlimm, und das tolle Wetter am Freitag motivierte doch noch ein bisschen. In der VBA (Verbansausbildung) werden wir dann sicher während 4-5 Wochen je 3-4 Tage auf Übung sein, also sollte ich mich schon auf eiskalte Nächte und Dreck an allen Körperstellen einstellen. Jä nu.



Jetzt aber noch eine weitere Geschichte aus dem unglaublichen und unendlichen Buch der militärischen Fragwürdigkeiten, extra für meine lieben Leser!

Ausgangslage: Tag der Eltern, 3 Rekruten gehen in den Wald und rauchen eine sog. Haschzigarette, werden dabei erwischt und zu 3 Tagen Haft verdonnert, wobei einer von ihnen zusätzlich noch auf der Wache war und deshalb 4 Tage Arrest bekommt. Komischerweise aber beginnt die Haft der 2 "unschuldigeren" Deliquenten schon am Mittwoch und endet in genau 2 Stunden (Samstag, 1610 Uhr). Der dritte Deliquent muss noch bis morgen in seiner Zelle bleiben, was natürlich eine 6-köpfige Wachmannschaft inkl. Fahrer und Koch erfordert. 5 ziemlich willkürlich ausgewählte Rekruten plus ein Oberfreier (lustigerweise der von der Anhängergeschichte, wobei er sich wahrscheinlich noch freiwillig gemeldet hat) werden also diese Nacht in der Kaserne verbringen und vom Wochenende genau gar nichts haben.

Ironie der Geschichte: Die 2 "unschuldigeren" Deliquenten verpennen die ganze anstrengende Übung in ihrer Zelle, noch dazu bei schwachem Arrest, also mit Handy, Playstation, Pornoheft, und können sogar die Zelle selbständig verlassen, da sie sich kinderleicht von innen aufschliessen lässt. Und das beste: Sie gehen heute heim und dürfen also doch noch das Weekend geniessen. 5 Rekruten jedoch, die nichts verschuldet haben, die ganze Übung mitmachten und so ziemlich ein Wochenende nötig hätten, dürfen jetzt auf die Wache und müssen den 3. Deliquenten bewachen. Ist das nicht total überaus ultrasinnfrei?

Moral der Geschichte: Wiedermal zeigt dieses Beispiel, wie unfair die Armee sein kann. "Heul doch!" Nein, auf keinen Fall, aber eine riesen Schweinerei ist das ganze trotzdem!


Noch wegen der Fahne: Habe noch nichts gehört, wahrscheinlich wars nur wieder eine leere Drohung. Ist mir auch egal, ich weiss ja jetzt, wie locker Arrest sein kann.

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Ein Bericht über die Rekrutenschule im Herbst '06

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