Samstag, 9. Dezember 2006

Pressure Release (AGA Woche 5)

Ich bin physisch und mental relativ stark am Arsch.
In mir klafft ein Motivationsloch, das nicht mal das verlängerte Wochenende (ja, wir durften schon wieder am Freitag, diesmal sogar am Morgen, abtreten) zu stopfen weiss. Vielleicht liegts am schlechten Wetter. Nun gut, über das Wetter sollte ich mich eigentlich nicht beklagen, da uns Petrus bis jetzt ja eigentlich stark verwöhnte und uns praktisch nie Schnee oder Minustemperaturen bescherte.

Auf jeden Fall liegt wieder einmal eine ultrastressige und trotzdem routinemässig langweilige Woche hinter mir, was ich wohl dem Job als Fassmannschaft zu verdanken habe. Mein Gott, keine Sekunde Freizeit wird einem da beschert. Kaum ist man mit den Küchenpflichten fertig, wird man schon wieder zur nächsten Besammlung gehetzt. Eines Morgens hatte ich leichte Bauchkrämpfe und musste unbedingt noch für grosse Jungs, worauf ich mich von einem Wachtmeister "Kameradenschwein" schimpfen lassen musste. Haha.

Auch "sportlich" wurde wieder viel von uns abverlangt. Am Dienstag hatten wir neben Schiessen, Schiessen, Schiessen auch noch einen 6km-Lauf zu absolvieren, bei dem ich Idiot einen Posten vergass abzustempeln und den längeren Rückweg antreten musste. Am Mittwoch dann der Knüller: Ein OL zum Starkstrombefehl, der sich über wiederum 6km erstreckte. (Wahrscheinlich wieder Distanzkilometer). Petrus hat uns mit einer Regenflut überrascht, die das ganze nicht gerade leichter gemacht hat. Ein tolles Gefühl, triefnass und fröstelnd durch die Gegend zu irren und dabei noch dafür zu sorgen, dass das Postenblatt nicht vollends durchnässt wird. Bei dieser "Volksertüchtigung" holte ich mir ein Seitenstechen, das bis jetzt nicht weggegangen ist. Wahrscheinlich ist es mehr als Seitenstechen.

Am Donnerstag stand dann noch ein 15km Marsch auf dem Programm, dem ich dank einem Arzttermin geschickt ausweichen konnte. Gut, das Wetter hatte wieder gewechselt und so schlimm wäre das Ganze auch nicht gewesen. Donnerstag war auch der "grosse Tag der Inspektion", an dem wir von Instruktoren auf unsere Tauglichkeit mit Waffe, ABC-Material und militärischen Formen geprüft wurden. Es gab Leute, die ihren Marschbefehl nicht dabei hatten und deshalb am Freitag noch ein paar Stunden länger bleiben mussten. Ebenfalls wurde nicht überall gleich streng kontrolliert. Ich zum Beispiel liess beim Entladen eine Patrone zu Boden fallen (Todsünde!), was dem Instruktor anscheinend nichts auszumachen schien. Andere flogen jedoch wegen ganz anderen Bagatellen durch. Man sieht wiedereinmal, diese Inspektionen sind nur eine Glückssache. Der Stoff ist so verdammt einfach, dass es fast nur Pech sein kann, wenn man durchfliegt.

Mir wurde auch klar, dass wir in den bisherigen 5 Wochen eigentlich wenig bis gar nichts gelernt haben. Ein bisschen Waffen manipulieren, HG werfen und das ABC-Schutzmaterial anwenden. Super. Dafür hätte eine Woche gereicht. Aber da natürlich alles jede Woche 10 mal geprüft werden muss, ist das fast logisch. Nächste Woche steht dann endlich mal Sanitätsdienst auf dem Programm, und nebenbei kann man sich noch ganz locker das Schiess- und Sportabzeichen holen. Damit ich dann laut Vorgesetzten die Mädels mit diesen Abzeichen beeindrucken kann. Na klar.

So. Ziehen wir mal eine Bilanz. Ich bin jetzt 5 Wochen in diesem Verein, und kann ihn irgendwie immer noch nicht richtig ernst nehmen. Alles kommt mir irgendwie wie eine vergrösserte Form von Pfadi vor. Nur scheint diese noch ein Spürchen besser organisiert zu sein. Viele Aktionen von Vorgesetzten sind ziemlich fragwürdig, und besonders wenn jeder etwas anderes behauptet, wird es mehr als mühsam. Die Frage nach dem Sinn des Ganzen stelle ich gar nicht erst, das wäre zermürbend. Auf jeden Fall bin ich in 2 Wochen mit dieser Infanterie-AGA fertig und dann kommen erstmal Ferien, in denen ich mich hoffentlich ein bisschen von dem Spass distanzieren kann.

Ja, heute ist nicht mein Tag. Gute Nacht.

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