The Art Of War I

Sonntag, 7. Januar 2007

The Decline (AGA Woche 7 + AGA Zusammenfassung)

Meine lieben Leserinnen und Leser,


Laut Kalender befinden wir uns jetzt ja im Jahre 2007 nach Christi Geburt (oder war es der Tod? Sorry, bin nicht so bewandert in diesen Fragen.) Ja halt, mathemathisch gesehen wäre es ja schon das 2008. Jahr nach Christi Geburt (oder eben Tod). Egal. Auf jeden Fall haben mir die stetig steigenden Visits gezeigt, dass sich immer noch irgendwelche Leute die Mühe machen, ab und zu mal nachzuschauen, ob denn wirklich nichts Neues auf Kriegsberichter zu finden ist. Und die 1000er-Marke wurde überschritten, wohoooo! Seit dem Start dieses Blogs schauen durchschnittlich 7-8 Leute pro Tag vorbei. Könnte natürlich besser sein, aber hey, man schaut einem geschenkten Gaul ja nicht ins Maul!

Und auf jeden Fall hatte ich während den letzten 3 Wochen auch nie die Absicht, den Kriegsberichter zu begraben. Irgendwie konnte ich halt nie die Motivation aufbringen, mich in meinen Ferien mit dem Thema Armee zu beschäftigen. Aber der Krieg ist ja noch lange nicht vorbei, oh nein. Ab heute Abend bin ich noch 14 Wochen in der RS, na wenn das nicht rosige Aussichten sind!

Doch reisen wir doch schnell in die Vergangenheit zurück. (hab mir eben The Butterfly Effect angeschaut- cooler Film!)

Die letzte Woche der AGA war eigentlich eine ganz lockere. Abgesehen von der grossen Inspektion am Donnerstag beschäftigten wir uns - so weit ich mich erinnern kann - vor allem mit der Repetition altbekannter Themen wie Gewehr manipulieren, San-Dienst, blablabla. Natürlich wurde vor der Inspektion reichlich Dampf gemacht, irgendwie schienen alle verdammt nervös zu sein, vor allem unsere Zugführer und die Kompaniekommandanten.

Am Donnerstag Morgen also stellten wir uns bei angeblich -12° Celsius auf dem AV-Platz auf. Das war eine ganz lustige Zeremonie. Man befestigte extra eine Schnur, woran wir uns ausrichten durften, und dann kam der schweissüberströmte Feldweibel noch mit dem Pannendreieck, um den 60°-Winkel zwischen unseren Füssen zu berichtigen. Der Typ tat mir richtig leid- auch er schien irgendwie gaaanz nervös zu sein. Nach 20 Minuten Strammstehen kam dann mal der Stellvertreter des Schulkommandanten (nein, dieser liess sich den ganzen Tag nicht blicken, welch Schande), ein Oberstleutnant, der mich einfach unglaublich an ein Schwein erinnert. Das heisst, er schiss zuerst einmal den Rekruten im Wachhaus zusammen, dass man es über die ganze Kaserne hören konnte. Eine tolle Voraussetzung für die Inspektion, dachten sich wohl auch die Vorgesetzten. Auf jeden Fall mussten wir dann nochmal 15 Minuten im Achtung stehen, also eben etwa so stramm wie Ölgötzen, während uns Oberstleutnant Schweini mit seinen Glubschaugen begutachtete. Plötzlich haute es einen Rekruten ein paar Meter von meiner Position entfernt um, wegen starker Unterkühlung, wie später bekannt wurde. Naja, Schweini liess sich davon nicht stören und zum Glück hielten sich die Kameraden neben dran nicht an die Doktrin des Strammstehens, sonst würde der arme Knabe wohl immer noch dort liegen.

Auf die Inspektion selber muss ich jetzt nicht mehr genau eingehen, eigentlich war es das genau gleiche wie schon in Woche 5, nur kam noch ein San-Test dazu. Schlussendlich lobte uns Oberstleutnant Schweini dann in hohen Tönen, wir hätten die beste Inspektion seit langem absolviert, blabla, dies und das müsse aber doch noch verbessert werden, usw. Und wenn das noch nicht genug wäre, war mein Zug noch der beste von allen, was sich in einem mehr oder weniger spritzigen Abend auszahlte.

Am Freitag waren die Leute sichtlich erleichtert, die Anwärter wurden zu Soldaten befördert (hui, welch Ehre), man pilgerte noch ins Nachbardorf zu einem Gottesdienst (dem ich geschickt ausweichen konnte), und dann war auch schon Abtreten angesagt.

Nun. 7 Wochen der RS, ein Drittel also, sind vorbei, und was habe ich gelernt? Eigentlich gar nicht so viel, wie man annehmen könnte. Aber wenn man die selben Regeln und Sprüche tausendmal aufsagen muss, wenn die selben Bewegungen an der Waffe jede Woche inspiziert werden, und wenn es vor allem darum geht, dass man wie ein Roboter oder ein Plastiksoldat milimetergenau rummarschieren und auf Akkord Bewegungen ausführen kann, dann bleibt halt gar nicht viel Zeit, um mehr als 2 Seiten eines verdammten Reglements auswändig zu lernen. Nein wirklich, die ständige Kontrolle des "Gelernten" ist wohl etwa die lächerlichste Sache am ganzen Militärbetrieb. Dadurch geht so viel Zeit verloren, unglaublich. Und die 4 Sicherheitsregeln zum Sturmgewehrgebrauch habe ich jetzt trotzdem schon fast wieder vergessen.

Aber ich will nicht so sein, ein paar Dinge waren gar nicht so sinnfrei, zum Beispiel der San-Dienst. Haben wir zwar auch dort nur die 5 Sätze zum Rettungsablauf und ein paar Tragearten und Lagerungen auswendig gelernt, wird mir zumindest der CPR-Test in Erinnerung bleiben, bei dem ich 4 Versuche gebraucht habe und der mir schöne Blasen an den Händen beschert hat.

Ich möchte jetzt noch ein bisschen genauer auf gewisse Aspekte des Militärlebens eingehen und sie aus der Perspektive eines frisch weichgeklopften Rekruten, der sich mehr wie ein Zivilist als wie ein AdA fühlt:

Antrittsverlesen & Abendverlesen:
Der wohl grösste Witz überhaupt! Da besammelt man sich jeden Morgen, um dem armen Feldweibel, der meiner Meinung nach einfach nicht rechnen kann, die Bestände zu melden, und dieser gibt sie dann so kreuzfalsch an den Kommandanten weiter, dass dieser sich selten ein Lächeln verkneifen kann. Ich meine, wie kommt dieser Typ auf 8 Mann auf der Wache, wenn sowieso nie mehr als 5 Leute da sein können?
Aber eben. Der Sinn des Ganzen ist natürlich auch zu hinterfragen: Es ginge natürlich darum, den Kommandanten wissen zu lassen, wieviel jetzt anwesend sind, wieviel krank, wieviel im Urlaub, usw. Aber bitte, den kratzt das genau so wenig wie alle anderen auf dem Platz!
Vielleicht nervt mich das ganze Prozedere einfach auch nur, weil wir wegen dem Scheiss jeden Morgen 20 Minuten in der Kälte rumstehen dürfen.

Und dann am Abend: "In 1 Minute alle entweder vor dem Bett oder im Bett!", heisst es da jeweils. Als ob wir das nicht schon lange wüssten. Jedenfalls wird dann für eine geschlagene Viertelstunde unsere Zimmerordnung kontrolliert und genau geschaut, ob wir auch alle in unseren Bettchen liegen, die Zähnchen geputzt haben und unsere Abendtoilette verrichtet haben. In der ersten Woche dachte ich noch, das würde dann nach ein paar Tagen nachlassen, aber blasius.

Hierarchie:
Ja klar, ohne geht es nicht. Wird zumindest behauptet. Aber was in der Armee für eine Hierarchie vorhanden ist, ist bürokratische Vergewaltigung! Es gibt so viele Ränge, und meistens belegen diese Ränge dann noch verschiedene Funktionen, oh mein Gott. Wer soll da noch drauskommen?
Man sollte ja immer den Dienstweg beachten. Da wird dann ein Dokument, eine Beschwerde oder was auch immer über zig Stellen weitergereicht. Das dauert natürlich seine Zeit, so im Schnitt 2-3 Tage. Ich halte mich schon lange nicht mehr dran.
Aber das beste an der Hierarchie ist, dass sich die unterschiedlichen Ränge einfach nicht verstehen können, so hat es zumindest den Anschein. Wenn uns der Leutnant sagt, wir könnten das Gewehr selbständig putzen und zusammensetzen, und dann irgendein Volltrottel von Wachtmeister meint, wir müssten ihm jetzt unbedingt alle Teile zeigen, dann würde ich ihm seine Fresse am liebsten mit Gewehrfett stopfen!

Information:
Ein leides Thema. Wie uns ein Typ vom PPD (Psychologisch- pädagogischer Dienst) beigebracht hat, besteht die beste Möglichkeit uns zu kontrollieren darin, unser Wissen so knapp wie möglich zu halten. Also, Informationsknappheit eben. Ich rede jetzt nicht davon, dass irgendeiner dies, und ein anderer das behauptet, nein, vielmehr erfährt man meistens erst 5 Minuten im Voraus, was überhaupt läuft. Bohren und Stürmen soll anscheinend helfen, aber bis jetzt haben wir noch keine grossen Erfolge verzeichnen können.

Materialkotrolle- und Handhabung:
Dazu habe ich schon meinen Senf abgegeben. Nach wie vor auch eine der fragwürdigsten Gebiete des wundersamen Militäralltags. Meinen Hering habe ich immer noch nicht gesehen.

Wetter:
Wetter hat nicht viel mit Militär zu tun, ausser dass man wirklich fast die ganze Zeit draussen ist. Aber hier möchte ich mich auch mal glücklich schätzen, dass ich so einen milden Winter erwischt habe. Danke, Judas! (Oder, wer war es?)


Fertig schluss, ich hab keine Lust mehr zu schreiben. Heute Abend geht es weiter, Morgen oder noch diese Nacht kommt ne Übung, judihui. Bis in einer Woche.


PS: Und nein, das war kein bisschen Selbstmitleid. Ich möchte mich auch nicht ausweinen, auf keinen Fall! Ich habe keine grossen Probleme mit dem Militäralltag, sonst wäre ich wohl schon lange zum Psychologen gegangen, um mich auszumustern. Eigentlich habe ich praktisch noch nie ne "Soldatendepression" gehabt, um dies einmal klar zu stellen. Aber das macht mich noch lange nicht zu einem Freund der Armee.

Sonntag, 17. Dezember 2006

Cold World (AGA Woche 6)

Ich bin wieder sehr spät drann, ich weiss. Aber besser spät als gar nie, nicht? Etwa gleich wie: "Besser kaputt und unbrauchbar als unauffindbar". Militärlogik eben. Fangen wir doch gleich bei diesem leiden Thema an. Kaputtmachen darf man alles, Verlieren jedoch ist Todsünde.

Diese Woche gab es eben wieder so eine Mat-Kontrolle, bei der herausgefunden wurde, dass ich nicht alle Heringe für mein Zelt habe. Es fehlt einer. Ach du Schreck. Den muss ich jetzt berappen. Obwohl, bis ich einen neuen kriege, ist die RS wahrscheinlich fertig. Und dann gibt es noch diese Deppen, die einfach ihre Kameraden beklauen, wenn ihnen etwas fehlt. Unterste Schublade, finde auch ich, nicht nur der Schulkommandant. Aber das scheint den Wachhunden, die die Mat-Kontrolle durchführen, anscheinend egal zu sein. Soviel zu Werten.

Aber grundsätzlich war diese Woche verglichen mit der letzten eine sehr angenehme. Die Hauptthemen waren San-Dienst und Schiessen (welche Ironie). San-Dienst hiess Verbände, Lagerungen, Transportarten, etc. studieren und dabei die CPR-Prüfung (Herzmassage usw.) ablegen, die im Zivilen etwa 700 Bucks kosten würde. Endlich eine sinnvolle Tätigkeit, hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben darf. Beim Schiessen verballerten wir am Montag rekordmässige 170 Schuss pro Mann, was viele fast zum Orgasmus brachte. Ich mag mich nur noch an die eisige Kälte an diesem Morgen erinnern. Naja wenigstens schien die Sonne ein bisschen. Ach, und das Feldflaschen-Rugby war auch lustig. Aber dann ging es am Donnerstag noch weiter mit Ballern, wobei ich eiskalter Scharfschütze doch glatt das Schiessabzeichen "geholt" habe. Die erforderliche Punktzahl, nicht mehr oder weniger, schon klar. Das ganze ist mir als Pazifist schon fast ein bisschen peinlich, aber was solls. Dafür geb ich mir jetzt keine Mühe mehr.

Und dann am Freitag das Highlight, ich durfte wider Erwarten an die Nachrekrutierung zum Fahrer C1 (bis 7.5t und 20 Mann Transport), und konnte trotz krasser Übermüdung und allgemeinem Krankfühlen diesen kribbeligen, schweisstreibenden und vor allem einschläfernden Konzentrationstest meistern. Als Fahrer komme ich jetzt obligatorisch in den Genuss von täglich 6 Stunden Schlaf, das ist ja richtig gigantisch. Auf jeden Fall freue ich mich auf die 3 Wuchen Fahrausbildung, die werden garantiert gemütlich.

So, nur noch eine Woche, und dann haben wir 2 Wochen Ferien. Endlich mal Zeit, ein bisschen Distanz von dieser ganzen Scheisse zu gewinnen. Die nächste Woche wird wahrscheinlich noch recht übel, da die "grosse Inspektion" vor dem Schulkommandanten angesetzt ist, uhuhuhuuuu! Das heisst im Klartext, das noch mal das ganze Programm von letzter Woche (Woche 5) wiederholt wird und noch einmal inspiziert wird. Das hat für mich wie den Anschein, als würde der Schulkommandant seinen unmittelbaren Untergesetzten nicht abnehmen, dass wir unsere Sache gut gemacht haben und deshalb noch alles selber kontrollieren muss. Lächerlich. Aber verschieben wir die allgemeine Belustigung über den militärischen Alltag doch auf die nächste Woche, wo eine groooosssee Bilanz gezogen werden wird.

Ich geniesse jetzt lieber noch eine Mütze Schlaf.

Bis nächste Woche!

Samstag, 9. Dezember 2006

Pressure Release (AGA Woche 5)

Ich bin physisch und mental relativ stark am Arsch.
In mir klafft ein Motivationsloch, das nicht mal das verlängerte Wochenende (ja, wir durften schon wieder am Freitag, diesmal sogar am Morgen, abtreten) zu stopfen weiss. Vielleicht liegts am schlechten Wetter. Nun gut, über das Wetter sollte ich mich eigentlich nicht beklagen, da uns Petrus bis jetzt ja eigentlich stark verwöhnte und uns praktisch nie Schnee oder Minustemperaturen bescherte.

Auf jeden Fall liegt wieder einmal eine ultrastressige und trotzdem routinemässig langweilige Woche hinter mir, was ich wohl dem Job als Fassmannschaft zu verdanken habe. Mein Gott, keine Sekunde Freizeit wird einem da beschert. Kaum ist man mit den Küchenpflichten fertig, wird man schon wieder zur nächsten Besammlung gehetzt. Eines Morgens hatte ich leichte Bauchkrämpfe und musste unbedingt noch für grosse Jungs, worauf ich mich von einem Wachtmeister "Kameradenschwein" schimpfen lassen musste. Haha.

Auch "sportlich" wurde wieder viel von uns abverlangt. Am Dienstag hatten wir neben Schiessen, Schiessen, Schiessen auch noch einen 6km-Lauf zu absolvieren, bei dem ich Idiot einen Posten vergass abzustempeln und den längeren Rückweg antreten musste. Am Mittwoch dann der Knüller: Ein OL zum Starkstrombefehl, der sich über wiederum 6km erstreckte. (Wahrscheinlich wieder Distanzkilometer). Petrus hat uns mit einer Regenflut überrascht, die das ganze nicht gerade leichter gemacht hat. Ein tolles Gefühl, triefnass und fröstelnd durch die Gegend zu irren und dabei noch dafür zu sorgen, dass das Postenblatt nicht vollends durchnässt wird. Bei dieser "Volksertüchtigung" holte ich mir ein Seitenstechen, das bis jetzt nicht weggegangen ist. Wahrscheinlich ist es mehr als Seitenstechen.

Am Donnerstag stand dann noch ein 15km Marsch auf dem Programm, dem ich dank einem Arzttermin geschickt ausweichen konnte. Gut, das Wetter hatte wieder gewechselt und so schlimm wäre das Ganze auch nicht gewesen. Donnerstag war auch der "grosse Tag der Inspektion", an dem wir von Instruktoren auf unsere Tauglichkeit mit Waffe, ABC-Material und militärischen Formen geprüft wurden. Es gab Leute, die ihren Marschbefehl nicht dabei hatten und deshalb am Freitag noch ein paar Stunden länger bleiben mussten. Ebenfalls wurde nicht überall gleich streng kontrolliert. Ich zum Beispiel liess beim Entladen eine Patrone zu Boden fallen (Todsünde!), was dem Instruktor anscheinend nichts auszumachen schien. Andere flogen jedoch wegen ganz anderen Bagatellen durch. Man sieht wiedereinmal, diese Inspektionen sind nur eine Glückssache. Der Stoff ist so verdammt einfach, dass es fast nur Pech sein kann, wenn man durchfliegt.

Mir wurde auch klar, dass wir in den bisherigen 5 Wochen eigentlich wenig bis gar nichts gelernt haben. Ein bisschen Waffen manipulieren, HG werfen und das ABC-Schutzmaterial anwenden. Super. Dafür hätte eine Woche gereicht. Aber da natürlich alles jede Woche 10 mal geprüft werden muss, ist das fast logisch. Nächste Woche steht dann endlich mal Sanitätsdienst auf dem Programm, und nebenbei kann man sich noch ganz locker das Schiess- und Sportabzeichen holen. Damit ich dann laut Vorgesetzten die Mädels mit diesen Abzeichen beeindrucken kann. Na klar.

So. Ziehen wir mal eine Bilanz. Ich bin jetzt 5 Wochen in diesem Verein, und kann ihn irgendwie immer noch nicht richtig ernst nehmen. Alles kommt mir irgendwie wie eine vergrösserte Form von Pfadi vor. Nur scheint diese noch ein Spürchen besser organisiert zu sein. Viele Aktionen von Vorgesetzten sind ziemlich fragwürdig, und besonders wenn jeder etwas anderes behauptet, wird es mehr als mühsam. Die Frage nach dem Sinn des Ganzen stelle ich gar nicht erst, das wäre zermürbend. Auf jeden Fall bin ich in 2 Wochen mit dieser Infanterie-AGA fertig und dann kommen erstmal Ferien, in denen ich mich hoffentlich ein bisschen von dem Spass distanzieren kann.

Ja, heute ist nicht mein Tag. Gute Nacht.

Sonntag, 3. Dezember 2006

Constant Struggle (2. Teil) (AGA Woche 4)

Jaja, diese Kaderauswahl. Ein Kuriosum, das wahrscheinlich kein einziger AdA richtig durchblickt. Nehmen wir meinen Zug als Beispiel:

Erstaunlicherweise wollen nicht weniger als 6 Leute freiwillig weitermachen (wobei ich die Hälfte davon als "Willkannnicht" bezeichnen würde). Das ist natürlich ein grosser Vorteil für all die, die auf keinen Fall weitermachen wollen.
Nichtsdestotrotz gibt es noch 4 andere, die aus unerklärlichen Gründen trotzdem an dieses Kaderassessment mussten. Komischerweise handelt es sich bei diesen Leuten hauptsächlich um die, die in irgendeiner Weise negativ auffielen (einer zum Beispiel hatte grosse Mühe mit dem HG-Wurf, was ich gut verstehen kann), oder die häufig Fragen stellten und demzufolge auffielen. So komisch ist das natürlich nicht, es war ja von Anfang klar, dass man nicht zu gross auffallen und sich nicht bei jeder Gelegenheit freiwillig melden sollte.
Nun habe ich langsam das dumpfe Gefühl, dass unser Zugführer so ziemlich gar nichts über "seine" Männer weiss und einfach mal die ausgewählt hat, die er nicht mehr in seinem Zug haben will. Denn bei allem Respekt, die meisten unfreiwilligen Kandidaten würde ich unter die Kategorie "Willnichtkannnicht", und nicht "Willnichtkann", stellen. Es macht absolut keinen Sinn, diese Rekruten zum Weitermachen zu zwingen. Vielleicht kann mir ein "grünes hohes Tier" mal die Logik hinter der scheinbar willkürlichen Kaderauswahl verraten?

Schade ist eben, dass es sich bei diesen zusätzlichen Kandidaten langsam aber sicher um gute Kollegen von mir handelt, wenn nicht die besten im Zug. Genau, keine Kameraden, sondern Kollegen. Und ich werde sie vermissen, wenn sie weg sind. Hingegen bin ich froh, wenn uns ein paar Waffennarren, Grossmäuler und Schreihälse freiwillig in Richtung Anwärterschule verlassen, oh ja.

So, jetzt hol ich mir noch ne Mütze Schlaf und dann muss ich schon langsam wieder "Mobil machen".

Samstag, 2. Dezember 2006

Constant Struggle (AGA Woche 4)

Achtung: ALLE HIER AUFGEFÜHRTEN NAMEN SIND ZUR WÄHRUNG DES SCHUTZES DER PERSÖNLICHKEIT GEÄNDERT. ALLFÄLLIGE ÄHNLICHKEITEN SIND ZUFÄLLIGER NATUR.
Wie soll ich anfangen? Diese Woche war körperlich anstrengend, wenn nicht bis jetzt am anstrengendsten. Zur Belohnung durften wir, d.h. der grösste Teil von uns, dafür schon am Freitag Mittag abtreten. Nur die Leute mit Kadervorschlag mussten noch an ein Kaderassessment gehen. Und dazu gehörte ich nicht. Doch dazu später.


Erstaunlicherweise bin ich mal mit guter Laune in die Woche gestartet, wahrscheinlich weil ich am Sonntag Abend noch mit einer guten Kollegin eins Trinken war. So etwas kann man als einsamer Soldat (Rekrut) immer gebrauchen.
Wiedereinmal verschwendeten wir 80 Schuss in der KD-Box am Montag, und dann etwas weniger im 300m-Schiessstand am Dienstag. Da schossen wir ein Programm, wobei man bei 72 erreichten Punkten eine Auszeichnung kriegt. Ich schoss mit meinen 68 knapp vorbei. Ich gebe zu, diesmal hab ich mir sogar Mühe gegeben, und mit etwas mehr Konzentration sollten mir auch die 72 leicht fallen. Wieso mach ich das? Anscheinend soll man, wenn man die 3 Auszeichnungen (Sport, Schiessen, Kameradenhilfe) erreicht, einmal früher abtreten dürfen. Da ich als "Kaschte" schon das Sport-Teil an der Aushebung geholt hab, lass ich mir die Chance natürlich nicht entgehen.

Am Mittwoch gings dann langsam los mit der körperlichen Anstrengung. Am Abend gab es nämlich einen Postenlauf, der sich über 15km erstreckte und den man in 10er-Gruppen zu absolvieren hatte. Wir brauchten dazu ca. 3:50h, Pausen eingerechnet. Naja, wenn man Tenüwechsel und Organisationsgestürm als Pausen einrechnet. Die schlimmste Strecke war, als wir einen "verwundeten" Kameraden auf einer Tragbare ca. 1km tragen mussten. Komischerweise war der Typ nach eigenen Angaben nur 55kg schwer und die Tragbare wohl selber nicht mehr als 5kg, aber trotzdem brachten es 6 Leute nicht fertig, ihn ohne Pause länger als 100m zu tragen. Clever und egoistisch wie ich bin, übernahm ich das Kartenlesen und sonderte mich als "Aufklärer" ein bisschen von der Truppe ab, um sie auf allfällige versteckte Kontrolleure aufmerksam zu machen. Wäre ja ein Witz, wenn wir den Typen wirklich die ganze Strecke getragen hätten.

Auf jeden Fall waren wir nach der Übung ziemlich fertig, und der anschliessende PD/ID inkl. strenger Kontrolle vom Leutnant ging ziemlich allen ziemlich deftig auf die Eier. Nach 4 Stunden Schlaf ging es dann am Donnerstag mit einem KAP (Kompaniearbeitsplatz) weiter, wo wir nützliche Dinge wie Wachdienst, Handgranatenwurf und Handgranatentheorie "lernen" durften. Beim Handgranatenwurf hatten wir die LN2 (Leistungsnorm 2, von dem Namen krieg ich das Kotzen) zu üben, wobei jeweils einer mit dem Sturmgewehr den Gegner durchlöchert, während der andere die HG wirft. Natürlich gab es wieder viel zu kritisieren, zum Beispiel vergass ich einmal nach einem Wurf die Zielbestätigung. Die sollte man nämlich sagen, damit der Kamerad weiss, wann die HG gelandet ist. Prompt drückte er dann seinen Kopf nicht in den Schlamm und wäre laut zuständigem Wachtmeister wegen mir "verreckt". Ich konnte mich nicht mehr halten und lachte laut los, was den Wachtmeister gar nicht freute und mich zu 20 Liegen verdonnerte.

Jaja, unsere neuen Wachtmeister. Wiederum Infanterie-WK-Soldaten, die sich wohl so richtig darauf gefreut haben, wiedermal ein paar mickrige Rekruten durch den Schlamm zu hetzen. Lustigerweise diesmal überhaupt keine Romands, sondern nur noch Deutschschweizer, und zu allem Unglück sind zwei davon noch Berner. "So, ize gasch na eis ga pumpe, los, los, seckle, gopferdammi siech, seckle!" Verglichen mit denen waren die letzten noch Engel. Aber eben, geteiltes Los ist halbes Leid, und deshalb nehmen wir es gelassen und machen uns nicht selten über diese Eierköpfe lustig.

Der "Höhepunkt" am Donnerstag war dann der Waffenlauf, wobei wir mit dem Sturmgewehr bewaffnet 6km über Stock und Stein, eher über Schlamm und Pfütze, rennen durften. Ganz lustig war es, als wir uns plötzlich mitten in einem steil abfallenden Feld befanden und ich meinen Schuh im Schlamm verlor. Zu den Kilometerangaben muss ich auch noch etwas loswerden. Ich habe nämlich so das Gefühl, dass diese Armeefuzzis so etwas wie Leistungskilometer gar nicht kennen, so gesehen waren es wohl mehr als 6km.

Der Freitag war wie immer wieder mit Theorie gespickt und erfreute uns (fast) alle mit schönem Wetter und der Aussicht auf baldiges Abtreten. Aber eben, Abtreten durften nicht alle, nämlich nur die, die nicht ans Kaderassessment mussten. Und das war nicht die Mehrheit (O-Ton Kp Kdt), sondern höchstens die Hälfte.

Wiedereinmal bot sich mir bei dieser Kaderauswahl eine unerklärliche Aktion unserer Vorgesetzten.. Doch dazu morgen mehr.

Sonntag, 26. November 2006

Miles To Go (AGA Woche 3)

Achtung: ALLE HIER AUFGEFÜHRTEN NAMEN SIND ZUR WÄHRUNG DES SCHUTZES DER PERSÖNLICHKEIT GEÄNDERT. ALLFÄLLIGE ÄHNLICHKEITEN SIND ZUFÄLLIGER NATUR.
Soso, heute hab ich nur wenig Zeit, etwas zu kritzeln, da ich schon bald wieder einrücken muss und vorher noch kurz einen Abstecher in eine Bar unternehmen möchte.

Nichtsdestotrotz werde ich euch auch heute nicht enttäuschen, ist mir doch nicht entgangen, dass gegen das Wochenende durchschnittlich mehr Leute meinen Blog ansteuern und mittlerweile auch länger darauf verweilen. Danke für eure Treue! (hüstel).

Das Wochenprogramm dieser Woche war ähnlich dem letzter Woche, nämlich war wieder an zwei Tagen Schiessen auf dem Programm, bei dem ich mich jetzt schon tödlich langweile.. Da liegt man für zwei Stunden auf diesem kalten Boden und muss dann auch noch versuchen, diese winzig kleine Scheibe in die Mitte zu treffen. Zudem dröhnen mir nach jedem Schuss die Ohren, trotz Pamir (Gehörschutz). Für andere in meinem Zug scheint das Schiessen jedoch ein riesen Spass und ein somit guter Wochenstart zu sein.
Ebenfalls stand wiederum ABC-Schutz auf dem Programm, dessen Höhepunkt eine Übung bildete, bei der wir im Vollschutz (inkl. Schuma) einen allzu bekannten Kriegsfilm schauen durften.
Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass diese Woche wiederum die Unteroffiziers-Anwärter zu Besuch kamen und mit uns ihr Praktikum absolvierten, was von langweiliger Sturmgewehr-Manipulation bis zu langweiligem Handgranaten-Training reichte. Apropos HG, wegen diesem Scheissteil hatte ich letzte Woche den Wochentest versaut und musste gestern Morgen noch zum Nachtest antraben. Lustig dabei war, dass es auch nach diesem Nachtest immer noch Rekruten zu geben scheint, die nicht mal den Namen des Schulkommandanten wissen. Ultrapeinlich!

Ach ja, den 5km-Eilmarsch habe ich fast vergessen. Unser langbeiniger Leutnant hatte natürlich kaum Probleme, aber wir mit Vollpackung mussten uns schon in den Arsch klemmen. Schlussendlich kamen wir dann mit einem guten Resultat im Ziel an, und einige von uns (inkl. meiner Wenigkeit) schienen richtig Spass gehabt zu haben, während andere schon nach den ersten 200m tot umfielen.


Erheiternd in dieser Woche war zudem, dass ich, so wies aussieht, nicht auf der Liste der potentiellen Anwärter stehe und auch nicht an ein Gespräch musste. Neben denen, die sich freiwillig meldeten, sind nun auch die auf der Liste, die meiner Meinung nach entweder vor allem negativ oder einfach zu viel auffielen. Selber schuld. Ganz lustig ist auch die Tatsache, dass besagte am kommenden Freitagnachmittag an ein sog. Kaderassessment gehen müssen, während der Rest schon am Mittag abtreten kann. Da freu ich mich drauf!

Zum Abschluss möchte ich noch eine kleine Anekdote militärischen Zeitmanagements preisgeben: Am Donnerstag ging ich zum Truppenarzt, wo ich 20 Minuten verbrachte. Der Transport dahin sowie der Aufenthalt im Wartesaal jedoch dauerte den ganzen Tag. Ich bin mir schon die nächsten Gebrechen am ausdenken.

Lassen wir den Abschlusssatz, man sieht sich in einer Woche!

Sonntag, 19. November 2006

Diesel And Gunpowder (AGA Woche 2)

Achtung: ALLE HIER AUFGEFÜHRTEN NAMEN SIND ZUR WÄHRUNG DES SCHUTZES DER PERSÖNLICHKEIT GEÄNDERT. ALLFÄLLIGE ÄHNLICHKEITEN SIND ZUFÄLLIGER NATUR.

So, ich wäre kein richtiger Kriegsberichter, wenn ich diese Woche keinen Beitrag posten würde. Heute ein bisschen spät, dafür mit mehr Würze und persönlichem Schnickschnack.

Ihr habt sicher schon diesen schulmässigen Text da oben gesehen. Den werde ich jetzt bei jedem Beitrag reinschreiben, damit die Typen von der Militärzensurbehörde auch ganz sicher sein können, dass ich a) keine persönlichen Daten wie Namen und Beschreibungen, wodurch man auf Namen schliessen könnte, veröffentliche und b) dies hier ein patriotischer, armeebejaender und unkritischer Blog ist. Spass beiseite, man hat uns Rekruten letzte Woche darauf aufmerksam gemacht, dass man eben die Armee durch Fotos, Videos, Blogs (ja, auch die Typen in Grün kennen das mittlerweile) und sonstigen Dokumenten nicht in ein schlechtes Licht rücken sollte. Am besten macht man es so wie Oberst Schori, der irgendwo in Thun eine noch unbekannte Schule kommandiert. Sein Blog überzeugt mit Tiefe, Spannung und kameradschaftlicher Sprache. Kein Wunder, wird das Ganze von einer versierten Zeitung wie "heute" publiziert. Übrigens: Dieses Zensur-Gehabe haben wir höchstwahrscheinlich den Idioten zu verdanken, die in der RS den Irak nachspielen mussten, oder diesen Spassvögeln hier.

Ich persönlich lasse mich davon nicht abschrecken und schreibe in der Gewissheit, Anstand und gesunden Menschenverstand zu wahren, mutig weiter.


Kommen wir jetzt aber zum Wesentlichen dieses Beitrag: Die 2. Woche der AGA. Neben dem üblichen Trott wie frühem Aufstehen, kaltem Rumstehen und spätem Abliegen gingen wir letzte Woche unter anderem zum ersten mal Ballern, nämlich in der KD-Box (Kurzdistanz) und dem 300m-Stand. Ich als knallharter Scharfschütze konnte nach anfänglichen Startproblemen den Vorgesetzen nur noch ein verwundertes Lächeln auf die Lippen zaubern. Nächste Woche werde ich schlechter schiessen müssen, sonst versetzt man mich noch zu den Panzer-Grenis, ha-ha.

Dann wurden wir diese Woche noch mit dem gemütlich warmen Schutzanzug inkl. Schuma (Schutzmaske) bekannt gemacht. Lustig hierbei finde ich, dass die ganze kurz- oder weitsichtige Kompanie unkorrigierte Schumas gekriegt hat und demzufolge ziemlich im Dunkeln irrt. Wir Brillenträger jedenfalls freuen uns darüber und ich werde der erste sein, der sich weigert, einen Schuma-Marsch anzutreten. Ich könnte ja stolpern. Hoho.

Letzte Woche habe ich euch versprochen, ein bisschen über meine "Kameraden" zu erzählen. Wie gesagt bin ich im Röschtigraben-Zug gelandet, der seinem Namen die ganze Ehre macht. Obwohl man es nicht wahrhaben will, dieser Graben besteht halt schon. Irgendwie sind die Russen im Zug (so nennt man die Welschen in der Armee) auch ein bisschen anders, zum Beispiel scheinen sie sich zum Teil viel mehr Mühe zu geben, was Pünktlichkeit und Korrektheit betrifft, während wir Schweizer, ähem sorry, Deutschschweizer, das ganze eher leger sehen und zusammen irgendwie mehr lachen können. Aber vielleicht seh ich das auch falsch, weil wie gesagt, viel Kommunikation besteht zwischen den beiden Sprachregionen nicht gerade. Vielleicht liegt das auch daran, dass die meisten, mich inklusive, so klug sind, und nicht zeigen wollen, dass sie eigentlich ganz gut französisch sprechen könnten. Man will ja nicht in Gefahr laufen, wegen guten Sprachkenntnissen weitermachen zu müssen.

Weitermachen, ein Thema, das immer mehr an Aktualität gewinnt. Laut erfahrenen Frontschweinen scheint schon nach den ersten drei Wochen klar zu sein, wer weitermachen muss. Einmal auf der Liste, soll man davon kaum wieder runterkommen. Positiv hier finde ich, dass ganze 5 Leute aus unserem Zug freiwillig weitermachen möchten. Das heisst natürlich noch lange nicht, dass diese auch dazu qualifiziert sind, und das sind sie auch nicht alle, wenn ihr mich fragt. Auch positiv hier finde ich, dass es da noch so 2 bis 3 Leute gibt, die einfach bei jedem Befehl irgendetwas nachfragen müssen und auch sonst durch z.B. gute Sprachkenntnisse auffallen. Gute Kameraden, aber wir werden sie wahrscheinlich in ein paar Wochen verabschieden müssen. So leicht wie ich jetzt über dieses Thema sprechen, so stark pocht die Angst in meinem Herzen, dass ich selber weitermachen muss. Ich gebe mir zwar grosse Mühe, bei allen Tests, Inspektionen und sonstigen Gelegenheiten eher durchschnittlich oder unmotiviert schlecht zu resultieren, aber so einfach ist das nicht immer.

Mein Plan für diese vielleicht entscheidende dritte Woche: Unmotiviertheit, Anschiss, und noch weniger auffallen. Dies wird gar nicht so schwierig werden, weil mich mittlerweile nicht mehr zackiges Grüssen und sonstige militärische Eigenschaften erheitern können. Wahrscheinlich liegt das daran, dass meine Gesundheit im Moment ein bisschen, um es in Soldatenslang auszudrücken, "gefickt" ist und ich vorhabe, diese Woche noch in die Krankenabteilung zu verschieben.

Genug Geblabber, ich möchte die verbleibende Zeit lieber noch für andere Dinge verschwenden.

In diesem Sinne, 2 done, 19 to go: MÄUD MI AB!

Samstag, 11. November 2006

A New Reality (AGA Woche 1)

Achtung: ALLE HIER AUFGEFÜHRTEN NAMEN SIND ZUR WÄHRUNG DES SCHUTZES DER PERSÖNLICHKEIT GEÄNDERT. ALLFÄLLIGE ÄHNLICHKEITEN SIND ZUFÄLLIGER NATUR.

Gestern Morgen um ca. 1030 bin ich aus der ersten Woche meiner RS zurückgekehrt. Es gibt viel zu erzählen, aber ich werde mich auf das Wichtigste beschränken.

Kurzzusammenfassung der ersten Woche der AGA (Allg. Grundausbildung):

In Zgh verschieben, Mat fassen, Mat Kontrolle, Zimmerordnung kennenlernen, ESEM in MZR Thun, Mil Formen kennenlernen, Stgw kennenlernen, PD/ID, Stgw manipulieren mit Man Mun, blablablablabla.

Kurzzusammenfassung Ende

Wen interessiert das? Ich gehe nicht davon aus, dass ihr alle diese pingeligen Abkürzungen kennt oder kennen wollt. Also war dies das letzte Mal, dass ich so eine Zusammenfassung gemacht habe. In der AGA ist das Programm sowieso immer etwa das gleiche, von dem her ist es egal, wenn ihr nicht jedes Detail kennt.

Beginnen wir doch gleich bei der schönsten Sache der Welt: Dem Schlaf. Davon haben wir diese Woche nicht viel gehabt. Kurzgesagt waren wir 3 mal mehr auf den Beinen als im Bett, das entspricht 30 Stunden Schlaf und 90 Stunden "Arbeit", wenn man den Militärausdruck dazu braucht. Wenn Töten Arbeit bedeutet, dann heisst Befehlsverweigerung auch Streik. Im entscheidenden Fall werde ich also die UN1A kontaktieren und einen Streik anzetteln.

Jedenfalls, die Schlaf- und Freizeithandhabung der RS ist auch etwa der einzige Punkt, den es meinerseits zu kritisieren gibt. Wenig Schlaf mit Nässe und Kälte gemischt bedeutet bei mir halt eben schnell mal im besten Fall eine triefende Nase und so komisches Schleimzeug im Hals, im schlechtesten Fall eine Grippe mit allen Nebeneffekten. Im Moment bin ich noch bei ersterem...

Es war mir klar, dass Militär anders sein würde. Während sich gewisse Leute in unserer Kompanie ständig über die militärischen Formen und den Zeitdruck sowie die peinliche Genauigkeit mockieren, kann ich darüber nur noch lachen. Also besonders über die militärischen Formen. Grüssen, An- und Abmelden, der ganze Kram. Auf jeden Fall habe ich mir langsam angewöhnt, ruhig und leise zu grüssen, während andere Kandidaten schon in gerngesehener Armee-Manier laut rumschreien und zackig grüssen. Dazu jedoch später. Schlussendlich hatte ich die letzten 5 Tage, was diese Formen angeht, einiges an Spass. Es gibt Wachtmeister (kleinere Gruppenführer), die nehmens locker und scheinen ihr Augenmerk auf andere Sachen zu richten, so etwa die Wm's in unserem Zug (grössere Gruppe, vom Leutnant geleitet). Dann gibt es die Typen, die anscheinend nur rumschreien können. Die sind richtig lustig.

Einer davon ist Wm Duck. Wm Duck nenne ich Duck, weil er gestern beim AV (Antrittsverlesen) von einem mutigen Rekruten vor der ganzen Kompanie darauf aufmerksam gemacht wurde, dass seine Schlaufen hinten am Beret runterlampen und nicht zusammengeknüpft sind. Das hängt wohl damit zusammen, dass besagter Wm Duck Freitag Abend seinen Zug so lautstark zusammengeschissen hat, dass man es durch die ganze Kaserne hören konnte. Keine Ahnung was Zug 4 falsch gemacht hat, jedenfalls lagen wir schon lange im Bett, als wir immer noch seine spastischen Schreie die Räume der Unterkunft durchzucken hörten und unser Lachen kaum verhalten konnten. Wm Duck hat damit seine Glaubwürdigkeit bei mir und bei anderen schon verspielt. Solche Momente sind unbezahlbar, und die machen den Militäralltag teilweise zum richtigen Spass.
Besagter Wm Duck hat mich am selben Abend zuvor noch angefickt, weil ich meine Schuhe mit Wasser abreiben wollte, da sie so dreckig waren. Weil ich das nicht durfte, musste ich dann eben halt ca. ein Kilo Schuhwichse draufschmieren, aber das scheint typisch für die äusserst sparsame Militärpolitik zu sein.

Genug von anderen Zügen, Wachtmeistern und Schuhwichse.

Kommen wir nun zu dem Sauhaufen, in den ich eingeteilt wurde. Zug 3 nennt er sich, mit Leutnant Tell an der Spitze. Lt. Tell ist 2 m gross und Rugbyspieler, erstaunlicherweise aber nicht vom Infanterieschlag. Lt. Tell kann kaum deutsch, und wenn er probiert, etwas auf deutsch zu übersetzen, verstehen die meisten von uns nur russisch. Apropos russisch, von den Russen haben wir auch genug im Zug, bin ich doch in der Romands/Deutschschweizer- Mischung gelandet. Dies hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zähle ich:
  • Relativ legerer Umgang und kein Rumgeschreie
  • Kein ZS (Zusammenschiss) auf deutsch, da dies auf halbrussisch einfach nicht glaubwürdig rüberkommen kann
Dann gibt es aber auch Nachteile:
  • Alles zieht sich krampfhaft in die Länge, weil jede Instruktion noch übersetzt werden muss, was jedoch meistens relativ lustig tönt. (Szenen à la "Mit die Gewehr eine Serienfeuer scheissen")
  • Unvorsichtige Rekruten, die bilingue sind oder gut die andere Sprache beherrschen, fallen auf und fallen so sicher schon mal der Vorselektionierung zum Opfer (das heisst, ich muss mich unglaublich anstregen und darf nichts von meinem Sprachsatz preisgeben, was manchmal äusserst schwierig ist, vor allem wenn man unter Zeitdruck steht, d.h. immer).
Zusammengefasst, ich denke ich habe eine einigermassen erträgliche RS mit einem angenehmen Zug erwischt. Ich möchte jetzt nicht schon auf meine neuen "Kameraden", mit denen ich mich grundsätzlich super verstehe, eingehen; das würde den Rahmen sprengen und die Spannung killen (hoppla!). Erste Eindrücke sind:
  • Verdammt guter Frass, besser ist es auch nicht zu Hause (die, die darüber motzen, scheinen schlichtweg keinen Geschmack zu haben oder aber zu Hause eine etwas dümmliche und kleinbürgerliche Esserziehung zu geniessen)
  • Kälte und Müdigkeit
  • Moderne Kaserne mit vielen geheimen Örtlichkeiten
  • Kein grosser Fick (wir warten fast schon darauf, endlich mal ein paar Liegen machen zu müssen)
  • Spassige Kameradschaft
  • über die militärischen Formen kann ich (noch) lachen

Ja, das wärs mal von der ersten Woche. Nächste Woche gehen wir in die Kurzdistanz-Box nach Thun schiessen, was laut Lt. Steinkurer für alle ein riesen Spass wird und wir keine Angst haben sollen (judihui!). Wahrscheinlich wird dann auch die ABC-Ausbildung angesetzt und der ganze andere Kram, den wir noch kennen müssen, um den Krieg zu gewinnen.

Um 2345 muss ich einrücken, bis dann bleiben wir noch ein paar Stunden, die ich bis auf die letzte Minute aussaugen werde.

In diesem Sinne, 1 done, 20 to go: MÄUD MI AB!

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