Freitag, 8. September 2006

Vorfreude I

Ich erinnere mich an Zeiten, als wir, zu jung um die wahren Zusammenhänge zu verstehen, mit Stöcken und Luftgewehren bewaffnet, den Hügel hinter meinem Wohnquartier in ein globales Schlachtfeld verwandelten, und uns gegenseitig immer wieder und wieder auf unzählige Arten umbrachten. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass wir irgendetwas vom Kalten Krieg wussten- obwohl ich dazumal noch dachte, er würde mit "Kalt" bezeichnet, weil sich die Sache im kalten Russland abspielen würde. Jedenfalls verkörperte eine Gruppe stets die USA, die andere Russland oder Deutschland. Ein bisschen 2. Weltkrieg und Kalter Krieg vermischt also. Krieg war spannend, sportlich und einfach eine spassige Beschäftigung, mit der man den trüben Herbstnachmittag "totschlagen" konnte.

Dann kamen die Kriegsfilme. "Saving Private Ryan", "Platoon", "Full Metal Jacket", "Band Of Brothers", um nur einige zu nennen, die ich mir - wie andere Kollegen - mit 13 oder 14 Jahren massenhaft reinzog. Krieg wurde plötzlich real, blutig, so grauenhaft, dass es einem das Adrenalin hochpumpte und die Kinnlade hängen liess.

Hatte ich damals die gleiche Einstellung zum Krieg wie heute? Keinesfalls. Ich hatte noch gar keine richtige Einstellung zum Krieg. Krieg war immer noch ein ultraspannendes Mysterium, das gelüftet werden musste. Kriegsfilme waren meine Lieblingsfilme. Später kamen auch noch Computerspiele dazu, die ich heisshungrig in stundenlangen Gameorgien geradezu verschlang.

Heute bin ich Kriegsgegner.

Und da ich der Überzeugung bin, dass Krieg nicht nur in den Befehlen von Machthabern entsteht, sondern vor allem in unseren Köpfen und spätestens bei der Bereitschaft, eine Waffe in die Finger zu nehmen, bin ich auch Gegner von allen militärischen Organisationen, von der Rüstungsindustrie, von militantem Fanatismus und dem ganzen Militarismus, der auf unserem Globus herrscht.

Wieso gehe ich dann in die RS?

Heute ist es ein Ding der Leichtigkeit, um den Militärdienst rumzukommen. Ein Gespräch mit dem Psychologen, und man ist untauglich. Man braucht dazu nicht einmal ein schauspielerisches Talent oder viel Glück. Wer wirklich nicht will, der muss auch nicht.

Ich hätte also locker untauglich werden können, würde jetzt wahrscheinlich keinen Blog schreiben und mich eher darum kümmern, schnellstens eine Beschäftigung für den Winter zu kriegen.

Wieso gehe ich dann in die RS?

Muss ich meinen Mann stehen? Muss ich endlich mal einen Dienst an mein Land leisten? Muss ich mir oder anderen irgendetwas beweisen? Oder will ich einfach nur Zeit überbrücken?

tbc.

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Kriegsberichter

Ein Bericht über die Rekrutenschule im Herbst '06

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