Samstag, 11. November 2006

A New Reality (AGA Woche 1)

Achtung: ALLE HIER AUFGEFÜHRTEN NAMEN SIND ZUR WÄHRUNG DES SCHUTZES DER PERSÖNLICHKEIT GEÄNDERT. ALLFÄLLIGE ÄHNLICHKEITEN SIND ZUFÄLLIGER NATUR.

Gestern Morgen um ca. 1030 bin ich aus der ersten Woche meiner RS zurückgekehrt. Es gibt viel zu erzählen, aber ich werde mich auf das Wichtigste beschränken.

Kurzzusammenfassung der ersten Woche der AGA (Allg. Grundausbildung):

In Zgh verschieben, Mat fassen, Mat Kontrolle, Zimmerordnung kennenlernen, ESEM in MZR Thun, Mil Formen kennenlernen, Stgw kennenlernen, PD/ID, Stgw manipulieren mit Man Mun, blablablablabla.

Kurzzusammenfassung Ende

Wen interessiert das? Ich gehe nicht davon aus, dass ihr alle diese pingeligen Abkürzungen kennt oder kennen wollt. Also war dies das letzte Mal, dass ich so eine Zusammenfassung gemacht habe. In der AGA ist das Programm sowieso immer etwa das gleiche, von dem her ist es egal, wenn ihr nicht jedes Detail kennt.

Beginnen wir doch gleich bei der schönsten Sache der Welt: Dem Schlaf. Davon haben wir diese Woche nicht viel gehabt. Kurzgesagt waren wir 3 mal mehr auf den Beinen als im Bett, das entspricht 30 Stunden Schlaf und 90 Stunden "Arbeit", wenn man den Militärausdruck dazu braucht. Wenn Töten Arbeit bedeutet, dann heisst Befehlsverweigerung auch Streik. Im entscheidenden Fall werde ich also die UN1A kontaktieren und einen Streik anzetteln.

Jedenfalls, die Schlaf- und Freizeithandhabung der RS ist auch etwa der einzige Punkt, den es meinerseits zu kritisieren gibt. Wenig Schlaf mit Nässe und Kälte gemischt bedeutet bei mir halt eben schnell mal im besten Fall eine triefende Nase und so komisches Schleimzeug im Hals, im schlechtesten Fall eine Grippe mit allen Nebeneffekten. Im Moment bin ich noch bei ersterem...

Es war mir klar, dass Militär anders sein würde. Während sich gewisse Leute in unserer Kompanie ständig über die militärischen Formen und den Zeitdruck sowie die peinliche Genauigkeit mockieren, kann ich darüber nur noch lachen. Also besonders über die militärischen Formen. Grüssen, An- und Abmelden, der ganze Kram. Auf jeden Fall habe ich mir langsam angewöhnt, ruhig und leise zu grüssen, während andere Kandidaten schon in gerngesehener Armee-Manier laut rumschreien und zackig grüssen. Dazu jedoch später. Schlussendlich hatte ich die letzten 5 Tage, was diese Formen angeht, einiges an Spass. Es gibt Wachtmeister (kleinere Gruppenführer), die nehmens locker und scheinen ihr Augenmerk auf andere Sachen zu richten, so etwa die Wm's in unserem Zug (grössere Gruppe, vom Leutnant geleitet). Dann gibt es die Typen, die anscheinend nur rumschreien können. Die sind richtig lustig.

Einer davon ist Wm Duck. Wm Duck nenne ich Duck, weil er gestern beim AV (Antrittsverlesen) von einem mutigen Rekruten vor der ganzen Kompanie darauf aufmerksam gemacht wurde, dass seine Schlaufen hinten am Beret runterlampen und nicht zusammengeknüpft sind. Das hängt wohl damit zusammen, dass besagter Wm Duck Freitag Abend seinen Zug so lautstark zusammengeschissen hat, dass man es durch die ganze Kaserne hören konnte. Keine Ahnung was Zug 4 falsch gemacht hat, jedenfalls lagen wir schon lange im Bett, als wir immer noch seine spastischen Schreie die Räume der Unterkunft durchzucken hörten und unser Lachen kaum verhalten konnten. Wm Duck hat damit seine Glaubwürdigkeit bei mir und bei anderen schon verspielt. Solche Momente sind unbezahlbar, und die machen den Militäralltag teilweise zum richtigen Spass.
Besagter Wm Duck hat mich am selben Abend zuvor noch angefickt, weil ich meine Schuhe mit Wasser abreiben wollte, da sie so dreckig waren. Weil ich das nicht durfte, musste ich dann eben halt ca. ein Kilo Schuhwichse draufschmieren, aber das scheint typisch für die äusserst sparsame Militärpolitik zu sein.

Genug von anderen Zügen, Wachtmeistern und Schuhwichse.

Kommen wir nun zu dem Sauhaufen, in den ich eingeteilt wurde. Zug 3 nennt er sich, mit Leutnant Tell an der Spitze. Lt. Tell ist 2 m gross und Rugbyspieler, erstaunlicherweise aber nicht vom Infanterieschlag. Lt. Tell kann kaum deutsch, und wenn er probiert, etwas auf deutsch zu übersetzen, verstehen die meisten von uns nur russisch. Apropos russisch, von den Russen haben wir auch genug im Zug, bin ich doch in der Romands/Deutschschweizer- Mischung gelandet. Dies hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zähle ich:
  • Relativ legerer Umgang und kein Rumgeschreie
  • Kein ZS (Zusammenschiss) auf deutsch, da dies auf halbrussisch einfach nicht glaubwürdig rüberkommen kann
Dann gibt es aber auch Nachteile:
  • Alles zieht sich krampfhaft in die Länge, weil jede Instruktion noch übersetzt werden muss, was jedoch meistens relativ lustig tönt. (Szenen à la "Mit die Gewehr eine Serienfeuer scheissen")
  • Unvorsichtige Rekruten, die bilingue sind oder gut die andere Sprache beherrschen, fallen auf und fallen so sicher schon mal der Vorselektionierung zum Opfer (das heisst, ich muss mich unglaublich anstregen und darf nichts von meinem Sprachsatz preisgeben, was manchmal äusserst schwierig ist, vor allem wenn man unter Zeitdruck steht, d.h. immer).
Zusammengefasst, ich denke ich habe eine einigermassen erträgliche RS mit einem angenehmen Zug erwischt. Ich möchte jetzt nicht schon auf meine neuen "Kameraden", mit denen ich mich grundsätzlich super verstehe, eingehen; das würde den Rahmen sprengen und die Spannung killen (hoppla!). Erste Eindrücke sind:
  • Verdammt guter Frass, besser ist es auch nicht zu Hause (die, die darüber motzen, scheinen schlichtweg keinen Geschmack zu haben oder aber zu Hause eine etwas dümmliche und kleinbürgerliche Esserziehung zu geniessen)
  • Kälte und Müdigkeit
  • Moderne Kaserne mit vielen geheimen Örtlichkeiten
  • Kein grosser Fick (wir warten fast schon darauf, endlich mal ein paar Liegen machen zu müssen)
  • Spassige Kameradschaft
  • über die militärischen Formen kann ich (noch) lachen

Ja, das wärs mal von der ersten Woche. Nächste Woche gehen wir in die Kurzdistanz-Box nach Thun schiessen, was laut Lt. Steinkurer für alle ein riesen Spass wird und wir keine Angst haben sollen (judihui!). Wahrscheinlich wird dann auch die ABC-Ausbildung angesetzt und der ganze andere Kram, den wir noch kennen müssen, um den Krieg zu gewinnen.

Um 2345 muss ich einrücken, bis dann bleiben wir noch ein paar Stunden, die ich bis auf die letzte Minute aussaugen werde.

In diesem Sinne, 1 done, 20 to go: MÄUD MI AB!

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Ein Bericht über die Rekrutenschule im Herbst '06

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